Diakonie und Diakoniestation in Windeck: Eine mehr als 100jährige Geschichte

Die Diakoniestation in der Siegtalstraße
Die Pflegedienstleitung Evelyn Schmidt
Die Dienstwagen sind für Sie unterwegs!

Begonnen hat die Zeit der Diakonie in Windeck bereits im Jahre 1910 und die Kirchengemeinde Herchen war immer dabei! Damals entstand die Schwesternstation in Herchen als Landeskrankenpflegestelle. Dort arbeiteten Diakonissen, 1960 abgelöst von freien Schwestern. Sie saßen in verschiedenen Orten und hatten von dort ihre Arbeitseinsätze. Angestellt und bezahlt wurden die „Gemeinde-Schwestern“ von den Kirchengemeinden.

Im Jahr 1986 taten sich die Kirchengemeinden Herchen, Leuscheid und Rosbach zusammen und gründeten die Diakoniestation Windeck mit Sitz in Herchen. In ihr wurden die Schwestern der drei Kirchengemeinden zusammengeführt, um gemeinsam Hilfe und Unterstützung anzubieten. In der Zeit wurde auch die erste Altenpflegerin eingestellt.

Mit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 begann eine weitere Professionalisierung der Pflege. So sahen die Zulassungsbedingungen eine weitergebildete Pflegedienstleitung (PDL), eine 24-Stunden-Erreichbarkeit und hohe qualitative Anforderungen der Leistungserbringung vor. In der Folge wanderte die Diakoniestation vom Pfarrhaus in Herchen 2006 zu ihrem jetzigen Sitz an der Siegtalstraße 37.

Die Pflegeversicherung bot den Kirchengemeinden die Möglichkeit, ihre Gemeindeschwestern nicht mehr aus Eigenmitteln, sondern über die Diakoniestation zu finanzieren. Die Gemeindeschwestern hatten jedoch auch Aufgaben der Seelsorge und Begleitung übernommen, die von der Pflegeversicherung nicht erstattet werden. Deshalb hatte die Evangelische Landeskirche im Rheinland den Kirchengemeinden im Jahr 2000 empfohlen, den Diakoniestationen je Gemeindeglied dafür mindestens 5 DM pro Monat zu zahlen.

Mit der Zeit wurde deutlich, dass eine einzelne, alleine wirtschaftende Diakoniestation auf Dauer nicht lebensfähig ist. Im Bereich der ambulanten Pflege muss sich eine kirchliche Einrichtung den Bedingungen des „Marktes“ unterwerfen und den geänderten rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen anpassen - nicht ohne Risiko für die Trägergemeinden.

Die Gründung des „Verbandes der Diakoniestationen An der Agger und in Windeck“ im Jahr 2001 aus 13 Kirchengemeinden und sechs Diakoniestationen war ein erster Schritt zur Minimierung des Risikos. Der etwas sperrige Name „An der Agger und in Windeck“ rührt daher, dass die Windecker Station die Grenzen des Kirchenkreises „An der Agger“ überschreitet: Herchen gehört zum Kirchenkreis „An Sieg und Rhein“.

Mit der Konstruktion „Verband“ konnte ein starkes diakonisches Netzwerk mit einem klaren christlichen Selbstverständnis entstehen. Dennoch belasteten wirtschaftliche Problemen letztlich alle haftenden Verbandsgemeinden. Außerdem zeigte sich in der Struktur, dass die Ent-scheidungswege - vor allem im Personalwesen - zu aufwendig und langwierig waren.

Deshalb folgte der nächste Schritt: Der Weg der fünf Diakoniestationen führte mit Beginn des Jahres 2010 in eine gemeinnützige GmbH aus 10 Kirchengemeinden. Aus Windeck bringen sich Herchen und Rosbach weiter als Gesellschafter ein. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass das Gesellschaftsrecht die Haftung der beteiligten Kirchengemeinden auf den Gesellschaftsanteil begrenzt. Das heißt aber auch, dass die Gesellschaft auf eigenen Füßen stehen muss.

Die Presbyterien der Kirchengemeinden und die Organe der Gesellschaft sind sich mit allen Mitarbeitenden über das Ziel einig, „Diakonie vor Ort“ als Ausdruck christlicher Nächstenliebe entsprechend ihrem Selbstverständnis als diakonisch denkende und handelnde Gemeinden zu erhalten, zu entwickeln und mit Leben zu füllen - das Gute zu suchen und zu tun: für die Pflege- und Hilfsbedürftigen, für die Mitarbeitenden, für die Gemeinden.

Die Trägergemeinden haben sich mit diesem Leitbild verpflichtet, die seelsorgerisch-diakonischen Leistungen durch die Pflegekräfte, die nicht mit den Pflegekassen abgerechnet werden können, zum Teil zu übernehmen. Zurzeit sind das ca. 50 % der anfallenden Kosten.

Die gesamte Gemeinde Windeck hat ca. 19.000 Einwohner und ist flächenmäßig die größte Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis. Zu der Gemeinde gehören 66 kleine Ortschaften, was weite Wegstrecken bedeutet. Die Diakoniestation Windeck versorgt Patienten in allen Ortsteilen und den angrenzenden Gemeinden.

Im Jahr 2013 zog sich die Caritasstation aus Eitorf zurück und schloss ihre Station. Im Anschluss stieg die Nachfrage in der Diakoniestation sprunghaft an. Die Patienten aus Eitorf wollten von einem christlich geprägten Pflegedienst versorgt werden. Daraufhin wurde die Kirchengemeinde Eitorf für einen Beitritt zur Diakonie vor Ort angesprochen.

Die Diakoniestation Windeck versorgt zurzeit ca. 330 Patienten mit Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung sowie ca. 45 Klienten mit Essen auf Rädern. Hinzu kommen monatlich ca. 50 Patienten im Rahmen der sogenannten Beratungsbesuche. Beschäftigt sind dort mehr als 70 Pflegekräfte und Hauswirtschafts-/Betreuungsmitarbeitende.

Aufgrund des großen Versorgungsgebietes erfolgt die Versorgung in Rosbach mit einem eigenen Team. Die Diakoniestation Windeck hat dafür ein Büro angemietet, das den Pflegekräften für den Rosbacher Bereich als Anlaufstelle dient. In dem Aufenthaltsraum findet das Gruppenangebot Tagesbetreuung Memory statt; im Büro können sich die Patienten und Angehörige aus Rosbach und Umgebung mit den Mitarbeitenden zur Beratung treffen.

Die Diakonie vor Ort steht als gGmbH wirtschaftlich gesichert da und ist mit den Diakoniestationen professionell aufgestellt. Und das Versprechen hat sich erfüllt: Die Kirchengemeinden mussten nach der Einlage keine weiteren Finanzmittel zur Verfügung stellen. Vielmehr unterstützt die Diakonie die Kirchengemeinden bei Projekten und Veranstaltungen, die dem Satzungszweck entsprechen.

Für die Zukunft ist noch Weiteres geplant: Sobald es möglich wird, soll die Palliativpflege mit offizieller Zulassung weiter ausgebaut und eine ambulant betreute Wohngemeinschaft betrieben werden.