In der Diakoniestation Wiehl gab es einen kompletten Leitungswechsel. Die Diakonie vor Ort hat ab Februar 2022 Frau Cornelia Hoffmeyer als Pflegedienstleitung und ab April Frau Katarzyna Nowak als stellvertretende Pflegedienstleitung neu eingesetzt. Dazu haben wir folgendes Interview mit den beiden geführt:
1. Frau Hoffmeyer, Frau Nowak, Sie sind die neuen Leitungskräfte der Diakoniestation Wiehl. Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Mein Name ist Cornelia Hoffmeyer; ich bin 45 Jahre alt und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Seit dem 01.02.2022 arbeite ich für die Diakonie vor Ort als Pflegedienstleiterin in Wiehl. Als Altenpflegerin bin ich seit 1999 im Einsatz, elf Jahre in einer stationären Einrichtung, anschließend im ambulanten Bereich. Im Laufe der Jahre absolvierte ich verschiedene Weiterbildungen, z. B. Palliativ-Fachkraft, Pflegeberaterin und Pflegedienstleitung. Seit 2015 arbeite ich bereits in der Leitung von ambulanten Einrichtungen und konnte dabei Leitungserfahrungen sammeln.
Und ich heiße Katarzyna Nowak, nutze aber lieber den deutschen Namen Katharina. Seit fast 10 Jahren bin ich bereits bei Diakonie vor Ort tätig. Ich habe im Frühjahr 2016 meine Ausbildung als examinierte Altenpflegerin erfolgreich absolviert. 2019 Weiterbildung als Praxisanleiterin in der Pflege und im Moment bin ich dabei, die Zertifizierung als Wundexpertin ICW zu absolvieren. Ich habe eine Tochter Julia; sie ist 16 Jahre alt und besucht zurzeit die Gesamtschule in Waldbröl.
2. Die Pflege hat viele Aufgabengebiete. Was hat Sie beide motiviert, gerade in der ambulanten Pflege zu arbeiten?
Hoffmeyer: Ich kann dazu beitragen, dass Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können. Gemeinsam mit ihren Angehörigen, dem Team und ggf. anderen Dienstleistern kann ich helfen, den Alltag eines Menschen individuell zu gestalten. Kein Tag ist wie der andere; man wird täglich neu herausgefordert.
Nowak: Da ich mehrere Einsätze in der ambulanten Pflege hatte, konnte ich schon in der Ausbildung erkennen, dass dieser Bereich mich am meistens interessiert und ich konnte die Kunden in ihrem Zuhause kennenlernen und versorgen. Die Patienten fühlen sich zu Hause am wohlsten und möchten bis zu ihrem Lebensende dort verbleiben. Als Pflegekraft möchte ich ihnen diesen Wunsch erfüllen und mein Wissen und die Möglichkeiten unserer Leistungen dafür nutzen. Ich kann mein Fachwissen einsetzen und so auch die ärztlich verordnete Be-handlungspflege professionell durchzuführen.
3. Sie haben jetzt die Positionen Leitung und Stellvertretende Leitung der Diakoniestation inne - welche Ziele haben Sie sich für jetzt und die nahe Zukunft gesteckt?
Hoffmeyer: An erster Stelle möchte ich die Mitarbeitenden, die schon viele Monate an ihren Grenzen arbeiten und oft auch darüber hinaus, erreichen, ihnen Vertrauen entgegenbringen, sie motivieren und gemeinsam mit dem Team nach Möglichkeiten suchen, um den Arbeitsalltag attraktiv zu gestalten. Dazu soll gehören, dass die Mitarbeitenden nach ihren Diensten in die Station kommen, dort aufgefangen, gestärkt und verstanden werden. Die Station soll eine Energie-Tankstelle sein, in der gemeinsam gelacht und vielleicht auch mal gemeinsam geweint wird. Wir suchen in regelmäßigen Dienstbesprechungen nach neuen Ideen, um Mitarbeiter und Patienten individuell zu behandeln.
Nowak: Das kann ich nur ergänzen: Das Wichtigste ist zunächst, das neue Team gut kennenzulernen und soweit wie nur möglich zu unterstützen. Pandemie und Pflegenotstand haben zu einer enormen Belastung des Pflegepersonals geführt und da sehe ich großen Handlungsbedarf. Ich möchte für die Mitarbeitenden immer ein offenes Ohr haben und ihnen die Sicherheit geben, dass sie in unserer Station immer einen Ansprechpartner haben.
Mein zweites Ziel aber genauso wichtig wie das erste: die Diakoniestation in Wiehl in ihrem Wachstum zu unterstützen. Je größer das Team wird, desto mehr Leistungen können wir anbieten um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Deshalb suchen wir neue, motivierte Mitarbeiter, die ebenso die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden - Praxisanleiter, Wundexperte, Palliativ-care-Fachkraft und vieles mehr.
Hoffmeyer: Das kann ich auch nur bestärken. Mehr Pflegepersonal bedeutet auch deutlich entlastete Kolleginnen und Kollegen, da die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt werden kann. Diesen Aufbruch haben wir gemeinsam schon begonnen und den Weg werden wir zusammen fortsetzen. Die Pflege der Diakonie bietet viele Möglichkeiten und attraktive Stellen. Und auch das Gehalt ist im Vergleich spitze.
4. Eingeweihte sprechen vom Pflegenotstand, die Versorgung in der Pflege wird immer schwieriger. Wie schätzen Sie die Zukunft in der ambulanten Versorgung ein?
Nowak: Es stehen viele Veränderungen an. Die Politik versucht, dem Pflegenotstand entgegenzuwirken durch generalistische Ausbildung, Fachkräfte-Einwanderungsgesetz, Gesetze für bessere Löhne und Tarifverträge. Ambulante Pflege wird weiterhin beraten, anleiten und informieren, um Pflegebedürftige und Angehörige zu unterstützen. Mit den Ressourcen, die uns zu Verfügung stehen, werden wir den Ansatz „ambulant vor stationär“ unterstützen.
Hoffmeyer: Genau! Ich denke aber, es wird ein langer Weg und der Notstand in der Pflege wird uns noch lange beschäftigen. In großen und kleinen Runden werden Ideen gesammelt, wie wir Personal gewinnen und Dienstzeiten individuell gestalten können. Wir bieten bereits „Müttertouren“ an, die morgens erst gegen 8:00 Uhr starten. Wir qualifizieren Mitarbeiter aus der Hauswirtschaft weiter, um sie in der Pflege einzusetzen. Und seit Mai bieten wir eine „Badetour“ an, um Mitarbeitende der Pflege zu entlasten.
5. Sie tragen Verantwortung in einer diakonischen Pflegeeinrichtung. Wie sehen Sie das Zusammenwirken von Kirche und Diakonie? Hoffmeyer: Wir haben gemeinsam den Willen, Menschen aufgrund ihres Alters, einer Erkrankung oder einer Beeinträchtigung zu helfen. Im Vordergrund steht für mich der Mensch, der individuell behandelt und angenommen wird. Gemeinsam arbeiten wir getreu unseres Leitbildes: „Alles was getan wird, verdient es, gut getan zu werden.“ Das ist für mich nicht nur ein Spruch, sondern Herzensangelegenheit. Die Unterstützung der Trägergemeinden erlebe ich dabei als sehr hilfreich.
Nowak: Sowohl in den Kirchengemeinden als auch in der Diakonie sind sehr engagierte Mitarbeitende, die das Ziel haben, was Gutes für die Gemeindemitglieder und unsere Patienten zu tun. Die moderne Pflege sieht einen Menschen ganzheitlich; das bedeutet, nicht nur die medizinischen und körperlichen Aspekte zu sehen, sondern auch die geistige Ebene zu erreichen. Da unsere Kunden oft Halt in dem Glauben finden, steigert das auch ihre Lebensqualität. Gemeinsam die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und ihrer Familien zu erkennen und Hilfe anzubieten ist für uns eine wichtige Aufgabe.
6. Ist noch etwas offengeblieben?
Hoffmeyer: Ja. Ich möchte noch sagen, wie sehr gut aufgenommen ich mich fühle. Und dass ich von allen in der Diakonie große Unterstützung erfahre. So wäre ich ohne unsere Verwaltungskraft Patricia Livrée vollkommen aufgeschmissen gewesen.
Nowak: Genau. Der Zusammenhalt in der Diakoniestation ist groß. Alle wollen am Aufbruch mitwirken. Frau Hoffmeyer, Frau Nowak, ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft zu diesem ausführlichen Interview.